Der indirekte Nutzen, der durch die Bestäubungstätigkeit der Bienen entsteht, ist biologisch und volkswirtschaftlich erheblich höher einzustufen als der direkte Nutzen, der Honigertrag. Allein im Obstbau ist dadurch der indirekte Nutzen über zehnmal höher als der direkte Nutzen über den Honigertrag.
Die Biene bestäubt über 80 Prozent aller auf Insekten angewiesenen Blütenpflanzen. Diese hohe Zahl kommt durch mehrere Besonderheiten zustande:
Bereits im Frühjahr stehen in den Bienenvölkern eine hohe Anzahl an Flugbienen für die Bestäubung zur Verfügung (im April 5.000 bis 10.000 Flugbienen/Volk).
Die Bienen sind blütenstet und bringen deshalb beim Besuch der Blüte immer den richtigen Blütenpollen für die Bestäubung mit.
Bienenvölker sind das ganze Jahr über aktiv und flächendeckend im Land verteilt.
Bienen sind in der Lage, die unterschiedlichsten Blütenformen zu besuchen und zu bestäuben.
Bienenvölker können über ihre Sprache auch ein großes Blütenangebot nutzen. Ein normales Bienenvolk kann pro Tag bis zu drei Millionen Apfelblüten bestäuben!
Im Obstbau wurden verschiedene Versuche über die Bestäubungstätigkeit der Biene durchgeführt. Durch ausreichenden Blütenbesuch erhöht sich der Gesamtertrag bis zu 90 Prozent. Dabei wird auch die Einzelfrucht größer und vollwertiger. Gut bestäubte Obstbäume liefern zudem noch ein gesünderes Obst als schlecht bestäubte Obstbäume.
Durch die Bestäubung unzähliger Wildpflanzen in der freien Natur schafft die Biene eine Nahrungsgrundlage für viele Insekten, Vögel und Säugetiere. Viele Vögel würden ohne Wildfrüchte im Winter verhungern. Die Biene bestäubt diese Sträucher und schafft die Voraussetzung für Fruchtbildung.
Der Mensch hält die Bienen bereits seit Jahrtausenden. In erster Linie ist er an dem gesammelten Honig interessiert. Der Imker ist daher bestrebt, die Bienen in möglichst naturnaher Umgebung aufzustellen, damit sie ein ständiges Blütenangebot vorfinden. Er kann jedoch nur dann Honig ernten, wenn die Bienen mehr sammeln als sie selbst verbrauchen.
Bei der Honigernte entnimmt er die vollen und mit Wachs verdeckelten Honigwaben dem Bienenvolk. Dabei muss er ausreichend Honigwaben in den Völkern zurücklassen. Die Honigwaben werden dann mit einer Entdeckelungsgabel entdeckelt. Dann kommen sie in eine Honigschleuder und werden durch die Drehbewegung des Korbes in der Schleuder entleert. Der Honig wird dann gesiebt und ist bereits fertig. Es dürfen dem Honig weder Stoffe entzogen noch hinzugefügt werden, er bleibt so naturbelassen wie von den Bienen gesammelt. Auch eine Erwärmung über 40°C ist nicht zugelassen, da sonst zu viele wertvolle Inhaltsstoffe zerstört würden. Heimische Blütenhonige kristallisieren aufgrund ihres hohen Traubenzuckergehaltes relativ schnell. Der Imker kann während dieses Kristallisierungsprozesses durch das Rühren des Honigs diesen in einen feincremigen Zustand bringen. Dadurch kann der Honig leicht auf das Brot gestrichen werden. Soll Honig verflüssigt werden, kann man ihn im Wasserbad bei maximal 40°C schonend verflüssigen. Ein cremig gerührter Honig kristallisiert nach dem Verflüssigen wieder hart und grob aus.
Honig ist ein hochwertiges Lebensmittel mit sehr vielen gesundheitsfördernden Bestandteilen. Viele dieser Honiginhaltsstoffe sind wärmeempfindlich. Industriell verarbeiteter Honig wird häufig hocherhitzt und dadurch werden die heilsamen Bestandteile zerstört.
Soll also Honig in der Naturheilkunde verwendet werden (Erkältungskrankheiten, Wundbehandlungen etc.) muss darauf geachtet werden, dass nur naturbelassener Honig, wie Sie ihn vom Imker erhalten, verwendet wird.
Neben Honig liefert die Biene auch weitere Produkte wie Bienenwachs, Blütenpollen, Gelee Royale und Propolis. Diese Produkte werden sowohl in der gesunden Ernährung als auch in der Naturheilkunde verwendet.
Text-Quelle: Anfängerfibel (Landesverband Bayerischer Imker e.V.)